Jagende Hunde
Die jagenden Hunde wie Vorstehhunde, Bracken, Lauf- und Stöberhunde müssen Wild aufspüren, aufstöbern, es anzeigen und dem Jäger zutreiben, oder sogar töten. Somit ist ihr Trieb, Wild zu hetzen, von Natur aus sehr ausgeprägt. Ihre Erziehung, Ausbildung und Führung gehört in die Hand von fachkundigen Experten.
Als „Apportierhund“ ist der Retriever eigentlich kein „jagender Hund“; sondern er begleitet den Jäger bei der Jagd auf Niederwild, dabei soll er ruhig und frei bei Fuss gehen. Erst nach dem Schuss wird er losgeschickt, um totes oder verletztes Wild zurückzubringen (was genau die englische Übersetzung des Wortes «to retrieve» ist).
Beim Apportieren darf er sich nicht durch lebende Fasane, Enten, Hasen etc. ablenken lassen, sondern er muss diese ignorieren.
Da das fein säuberlich zurückgebrachte Stück nach Möglichkeit in einem Kochtopf landen soll, ist es sehr wichtig, dass es auch sanft (mit weichem Maul) apportiert wird – wer mag schon zermalmte Entenbrust?
Alle englischen Jagdhunde sind Spezialisten und anders, als die deutschen Vorstehhunde, die ich persönlich als deutsche vielseitige Jagdhunde oder anders ausgedrückt: als „Fast Alles Könner“ bezeichnen möchte.
Der Retriever wurde als Spezialist für die Wasserarbeit gezüchtet. Sein speziell wasserabweisendes Fell ermöglicht es ihm, auch unter widrigsten Witterungsbedingungen im nassen Element erfolgreich zu arbeiten.
In England, dem Ursprungsland des Flatcoated Retrievers, wurde der angeborene Instinkt vom Wolf, Beute nach Hause zu bringen, durch Zuchtauslese verstärkt, die jagenden Instinkte dagegen unterdrückt.
Alle englischen Retriever Rassen wurden in England für nur eine spezielle Jagdart verwendet, nur zum Apportieren.
Die für mich deutlichsten Unterschiede, bewusst nicht in Deutscher Jägersprache (die älteste noch bestehende Zunftsprache), sondern in normalem Deutsch, damit jeder versteht was ich meine:
Der klassische Deutsche Jagdhund soll jagen, finden und wenn erforderlich töten, der englische Apportierhund darf zuschauen, muss stumm sein und wenn er die Erlaubniss bekommt, nach dem Schuss das Niederwild aus dem Dreck holen, in welchen der englische Jagdherr nicht einmal seinen Treiber schicken würde. Der Retriever darf nicht fest zugreifen, erst recht nicht krankes Wild von seinen Leiden erlösen. Es geht nicht, dass ein Hund den kranken Fasan weichmäulig und lebend bringt, gleichzeitig am Raubwild Härte zeigt. Aber auch ein kranker Fuchs hat das Recht, so schnell wie möglich von seinem Leiden erlöst zu werden und genau dafür gibt es bei uns besser geeignete deutsche Jagdhunde.
Der Retriever muss in England stumm seine Arbeit verrichten, also kann er in Deutschland für alle Jagdarten, die einen lauten Hund benötigen, nicht verwendet werden.
Wegen den fehlenden jagdlichen Eigenschaften eignet sich der Retriever gut als Jagdbegleithund für Gelegenheitsjäger und als Familienhund.
Wegen seiner guten Nasenleistung und der Leichtführigkeit wird der Retriever gerne als Rettungs- und Lawinenhund oder als Behindertenbegleithund, Therapie- oder Blindenhund genutzt. Beim Zoll und der Polizei kommt er als Drogen- oder Sprengstoffhund immer öfter zum Einsatz.
Auch zum Hundesport fast aller Kategorien wird er eingesetzt. Bei Apportiersport Prüfungen mit Dummies oder kaltem Wild wird seine Leidenschaft zu Apportieren bewertet.
Trotz der vielen guten Eigenschaften ist der Retriever ein Hund in dessem Blut immer noch ein wenig Wolf schlummert und wenn er unterfordert oder vernachlässigt wird und er die Möglichkeit bekommt bei jagenden Hunden zu lernen, dann kann auch ein Retriever sehr schnell zum Problemhund werden.
Alle unsere Retriever wurden beim BJV in den Kreisgruppen Würzburg, Gemünden oder Haßfurt zu brauchbaren Jagdhunden ausgebildet und geprüft, damit sie lernten, wann sie jagen dürfen und wann nicht.